Der Kunstraum |
Eine weitere Verknüpfung der Pettneuer Gemeindegeschichte mit dem Thema Schwabenkinder ergibt sich aus dem Wirken des Priesters
VENERAND SCHÖPF – GRÜNDER DES HÜTKINDERVEREINS
Der 1828 in Längenfeld im Ötztal Geborene war einer, der nicht ungern wider den Stachel der Konvention löckte. So lesen wir über seine Jahre als Hilfspriester in Pettneu (1854 bis 1856): "Schon im ersten Jahr (...) ließ er vollständig auf eigene Kosten eine heilige Mission abhalten. Weder Kurat Lechtaler noch die Gemeinde waren damit einverstanden. Ein Krämer hatte die Bewohner aufgehetzt, indem er ausstreute, die Missionäre machten die Leute 'verrüttlt' und täten alles in die Hölle. Venerand gab nicht nach. Nur mit Mühe brachte er zum Empfang der Missionäre einige Kinder zusammen." 6)
Der Geschichte der Pfarrkirche zum Hl. Rochus in Schnann, 7) verfasst von Rudolf Kathrein 8), entnehmen wir, dass Venerand Schöpf von 1885 bis 1895 als Seelsorger (Defizient) in Schnann wirkte. Sein geistlicher Mitbruder Lechleitner beurteilt ihn als frommen Priester "von allseitiger Hilfsbereitschaft, aber oft unglücklich in seinen Unternehmungen." Trotz vieler Hindernisse und Verspottungen sei ihm die Gründung des Hütkindervereins im Jahre 1892 gelungen. Der unter geistlicher Aufsicht arbeitende Verein sorgte für die Kinder auf der Hin- und Rückreise, leitete deren Verdingung auf dem "Kindermarkt" in Ravensburg, schloss Lehrverträge ab, kontrollierte diese nach Möglichkeit. Einer kritischen Anmerkung konnte sich Kathrein nicht enthalten: "Der Verein hat bis zum 1. Weltkrieg gewiss gut und segensreich gewirkt, während sich die öffentlichen Stellen fast durchwegs beschämend und unsozial in Schweigen hüllten." Der letzte Obmann des Hütkindervereins war Pfarrer Alois Gaim von Hochgallmigg, "Schwabenpfarrer" oder auch "Sklavenhändler" genannt, dem sein Freund, Pfarrer Franz Schöpf von Serfaus, hilfreich zur Seite stand. Der Schriftsteller Arthur Achleitner schilderte das Leben Venerand Schöpfs im Roman Der Eiskaplan. 9)